Irrlicht der Gezeiten
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Such nicht das Irrlicht der Gezeiten,
denn wer es ansieht der muß sterben.
Sag, welchen Weg wird es beschreiten?
Bringt es uns Unheil und Verderben?
Da wo es langzieht ist kein Schatten,
kein Dunkel und keine Sicherheit,
Du siehst nicht was da geht vonstatten,
Dir Furcht zu lehren ist's bereit.
Das Irrlicht es zieht seine Kreise,
verbreitet Schrecken, Leid und Not,
es kommt beharrlich aber leise,
wers fangen will ist bald schon tot.
Verzaubert von seinem wilden Glanz,
läßt Du dann keine Vorsicht walten,
Du bist berauscht von seinem Tanz,
nur zu gern würdest Du es halten.
Doch wirst Du dich daran verbrennen,
es ist ein Feuer viel zu heiß,
und Deine Sehnsucht es zu kennen,
kost Dich den allerhöchsten Preis.
Verdammt es Dich zum weiterleben,
es ist das Glück das in Dir stirbt,
das Unheil es bleibt an Dir kleben,
bis auch dein Leib einst dann verdirbt.
Kannst nie wieder die Liebe finden,
deine Seele wird zum Massengrab,
wirst deine Qual nicht überwinden,
die schlimmste Strafe die's je gab.
Du weißt nicht was ein Irrlicht ist?
Denkst Du etwa Du kannst es zähmen?
Doch wer an ihm seine Kräfte mißt,
den wird sein Leuchten eisig lähmen.
Wer ihm begegnet in Zeit und Raum,
wohl möglich hat es gar beschworen,
verfällt in einen wirren Traum,
in dem schon schnell alles verloren.
Wenn daraus jemals man erwacht,
gibts nichts was einen retten wird,
der Geist verfällt in ewige Nacht,
und sinnlos man durchs Leben irrt.
Ein Irrlicht das man für Liebe hält,
loderndes Feuer geboren aus Lügen,
es bringt den Schmerz der uns so quält,
wenn wir uns selbst betrügen.
(gefrorenesHerz am 10. Juli 2001)